Berlin, 9 Uhr morgens: Noch einmal die letzten Sachen durch den Kopf gehen lassen. Wie war der Einleitungsanruf? Wofür stehen QNH und QDM? Genau, jetzt nur nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen, schließlich kommen ja noch die Englischtexte, die gar nicht dem Englisch entsprechen, das in der Schule verwendet wird. Das sind wahrscheinlich die Gedanken, die jedem vor der Prüfung durch den Kopf gehen.

 

Um 10 Uhr dann die Ankunft im Warteraum der Bundesnetzagentur. Alle scheinen entspannt zu sein, vielleicht war die Aufregung umsonst und es kommt alles nicht so schlimm wie erwartet? Jedenfalls stellt sich schnell heraus, dass auch AZF-Prüflinge und BZF II-Prüflinge auf den Beginn der Prüfung warten.

 

Zu Beginn wird man über die rechtlichen Grundlagen aufgeklärt und auch über den genauen Ablauf: Zuerst wird der theoretische Test erledigt, dann kommt die Praxis.

 

Die Bedingungen: 100 Fragen, 60min. Zeit und 75 Fragen (also 75%) müssen richtig beantwortet werden. Nun gut, alles schießt einem durch den Kopf, doch man hat das Gefühl, dass man nichts mehr weiß – wohl der typische Stress vor einer Prüfung.

 

Sobald der Ordner mit den Fragebögen für die theoretische Prüfung in Empfang genommen wird, geht alles wie von selbst. Nur schnell Name, Vorname und Datum eintragen, sowie die Ziffer des Prüfungsbogens und die Art des Sprechfunkzeugnisses ankreuzen und schon geht es los. Geantwortet wird auf einem A4-Blatt, auf dem sich eine Tabelle befindet und die richtige Antwortmöglichkeit angekreuzt werden muss.


Sofern man die Fragen kennt und sich in ausreichendem Umfang vorbereitet hat, in meinem Fall ca. vier Stunden mit dem Fragenkatalog, sind die 100 Fragen nach 30min. durchgearbeitet. Da bleibt noch Zeit für eine Kontrolle, 10min. und dann noch Fehlerkorrektur.

 

Ist man fertig, so muss der Raum verlassen und anschließend wieder im Warteraum Platz genommen werden. Nachdem alle Bögen ausgewertet sind, wird die erste Gruppe (rein AZF) zum praktischen Teil gebeten, für den Rest heißt es: warten. Das sind bei mir gute zwei Stunden, in denen man ruhiger und gelassener wird, da man ja schon den ersten Teil hinter sich gebracht hat. Wäre man schon bei der Theorie durchgefallen, würden sie einen nicht stundenlang warten lassen, davon sind wir überzeugt.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit und einer Tonne Nervennahrung wird meine Gruppe dann in den Prüfungsraum gebeten. Während den BZF II-Prüflingen bereits ihre Flugstrecke mitgeteilt wird und sie über den Karten aus der AIP versinken, bekommen die BZF I-Prüflinge ihre Englischtexte, bzw. den Albtraum ausgehändigt. Jetzt bloß nicht stottern, unbedingt auf die Aussprache achten. Und was ist, wenn man Vokabeln nicht kennt? Die Aufregung wächst, der Text wird überreicht, eine kurze Vorbereitungszeit bleibt noch.

 

Aber wie so oft war die Aufregung umsonst. Die Texte sind zwar immer noch die selben, jedoch geht es wie von Zauberhand. Die Aufregung produziert ein paar Stotterer beim Vorlesen, aber das stört niemanden, obwohl die Prüfer doch so streng und penibel sein sollen. Jetzt geht es an die Übersetzung: Nochmal jeden Satz komplett durchlesen, auf Verben und besondere Wörter achten. Alles kein Problem, man kann beim Übersetzen auch mal improvisieren. Geschafft!

 

Nun bekommen auch die BZF I-Prüflinge „ihre“ Flugstrecken, meine geht von Dresden nach Hannover. Kurze Zeit für die „Flugvorbereitung“ – der Einleitungsanruf kann im Klartext notiert werden. In meinem Fall habe ich mir noch ein paar kleine Merkhilfen und auch schon gleich alle Frequenzen notiert.

 

Der Abflug soll auf Englisch, der Anflug auf Deutsch durchgeführt werden. Das unterscheidet sich von Prüfung zu Prüfung. Nun lastet der Blick des Lotsen auf mir und ich weiß, ich bin nun an der Reihe und muss meinen Einleitungsanruf absetzen. Die Aufregung legt sich sobald man den ersten Buchstaben seiner Sprechgruppe ausspricht.

„Dresden Ground, D-EBZF“. Antwort: „D-EBZF, Dresden Ground.“ „D-EBZF, Katana DA 20, GAT, VFR from Dresden to Hannover via November, request taxi.“

 

Eine "Special-VFR-Freigabe" wurde erteilt und man las alles zurück, eine Besonderheit wurde bei mir noch eingebaut: "Parachute-Drop" (Fallschirmspringer wurden abgesetzt). Auch den anderen Prüfungsteilnehmern wurden kleine Schwierigkeiten eingebaut: Wie viel Fuß sind Flugfläche 100? Wo befindet sich der Vekehr auf "1 Uhr-Position" oder welchen Steuerkurs fliegen Sie gerade?

Alles kein Problem, sollte der Prüfer übermäßige Aufregung oder ein Blackout erkennen, so wird demjenigen geholfen, auch nach dem eigentlichen Praxisteil.

 

In einem kurzen Debriefing werden noch einmal alle Kleinigkeiten besprochen, in meinen Fall war es mal wieder die „Zwei“, statt der „Zwo“. Um 14:50 Uhr war dann alles geschafft. Alle haben bestanden. Egal, ob 17 oder 50 Jahre alt.

 

Die Prüfung wurde bei mir vor allem durch die Aufregung vorher, aber auch den unklaren Ablauf und die Unklarheit über die Maßstäbe der Prüfer, erschwert. Mit diesem Text habe ich Ihnen hoffentlich die Angst, bzw. die übermäßige Aufregung etwas nehmen können, denn sie ist unbegründet. Bei kleineren Problemen wird einem weitergeholfen und mit genügend Vorbereitung und fundiertem Wissen sollte die Prüfung kein Problem sein. Auch die Prüfer waren einmal in der selben Situation und können nachempfinden, wenn man durch Aufregung kleine Fehler macht.

 

Autor: Tobias S. | Stand: Februar 2012

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