Als Inhaber eines PPL mit Nachtflugberechtigung, der auf der Suche nach neuen Herausforderungen und einem größeren Wissensschatz ist, stellt man schnell fest, dass die Möglichkeiten im Bereich der VFR-Fliegerei doch recht begrenzt sind. Was bleibt ist der „große“ Schritt zur Instrumentenfliegerei. Doch bekanntermaßen reicht für diesen das BZF nicht mehr aus und es muss eine Zusatzprüfung zum AZF gemacht werden. Ein Prüfungsbericht.

 

Der Erwerb meines BZF ist nun schon mehr als sechs Jahre her. Damals hatte ich mich dazu entschieden, gleich das BZF I zu erlangen. Dies erwies sich nun als Vorteil, da mir so das Sprechfunk-Englisch in den letzten Jahren immer geläufiger wurde und ich bei meiner Vorbereitung zum AZF nicht erst englische Vokabeln lernen musste – mal ganz vom Übersetzen der AIP-Texte in der Prüfung abgesehen. Wann immer es ging, funkte ich bei Ein- und Ausflügen aus und in Kontrollzonen auf Englisch.

 

Nun stand also die AZF-Prüfung in der Bundesnetzagentur in Berlin an. Die Terminwahl fiel auf einen Montag im September. Zu neun Uhr wurden wir (ein mir bekannter PPL-Inhaber und ich) und ca. zehn weitere Prüflinge eingeladen. Wie sich herausstellte, waren wir die einzigen AZFler an diesem Tag und sollten in die BZF-Prüfungen eingeschoben werden.

 

Pünktlich um neun Uhr ging es auch schon mit dem Theorieteil los: 40 Fragen in 30 Minuten. Davon mussten mindestens 30 richtig sein. Auf diesen Teil hatten wir uns intensiv mit einer App auf dem Tablet (weitere Informationen s. unten) vorbereitet und konnten bereits nach ca. 20 Minuten konzentrierten Beantwortens und erneuten Prüfens unsere Theoriebögen abgeben.

 

Kaum hatten wir den Prüfungsraum verlassen, wurden wir auch schon vom Beisitzer, einem Fluglotsen der DFS, in einen Nebenraum geleitet. Wir bekamen unsere Unterlagen für die Flugvorbereitung und ein Blanko-Flugplanformular. Nach kurzer Einweisung durch den Lotsen konnten wir uns unserer Flugplanung widmen. Für mich sollte es von Berlin/Schönefeld nach Halle/Leipzig gehen. Im Briefingpaket waren die Rollkarten, die ATIS, die SIDs von Schönefeld und die ATIS, die ILS-Karte für den vorgegebenen Anflug und die STARs von Leipzig enthalten. Dem Paket war außerdem eine empfohlene En-Route-Streckenführung inkl. Höhenband beigefügt. In unserem Fall waren die beiden Flugplätze jedoch genau so gewählt, dass das Ende der SID dem Anfang der STAR entsprach.

 

Allerdings entstammte das Kartenmaterial selbst aus einem Jahrzehnt, in dem weder von einem Flughafen BER in Berlin, noch von einer zweiten Piste in Leipzig die Rede sein konnte. Die neueste Karte entstammte dem Jahr 1999, die älteste war auf das Jahr 1996 datiert. Da sich zwischenzeitlich aber keine größeren Änderungen im Kartendesign ergaben, stellte uns das Kartenalter nicht vor größerer Herausforderungen.

Im Gegensatz dazu, waren wir jedoch etwas verwundert als uns der Prüfer darauf hinwies, dass es eine Regelung von Pflichtmeldungen (wenn auch im Realbetrieb nicht angewendet) auch im IFR-Bereich gäbe. Uns war klar, dass im Sichtflug Pflicht- und Bedarfsmeldepunkte gab, im Instrumentenflug hatten wir jedoch noch nichts davon gehört. Nach längerem und reiflichem Überlegen stellten fest, dass die Dreiecke der Intersections, bei denen Meldungen ohne Aufforderungen gemacht werden müssen, ebenso wie im VFR-Bereich ausgefüllt sind. Eben diese ausgefüllten Intersections gab es allerdings nur auf SIDs, die die polnische Grenze kreuzten. Für die Vorbereitung hatten wir mehr als ausreichend Zeit. Der Prüfer kam das ein oder andere Mal zu uns und schaute nach unserem Wohlergehen. Hätten wir noch mehr als die 40 Minuten Vorbereitungszeit, die wir benötigten, gebraucht, wir hätten sie wohl bekommen. Die Tatsache, dass man uns nicht durchgehend „überwachte“, empfanden wir nicht nur als sehr angenehm und hilfreich, sondern als sinnvoll. Immerhin kann ich bei einer realen Flugvorbereitung auch alle mir zur Verfügung stehenden Hilfsmittel nutzen.

 

Der Flugplan war also ausgefüllt, wurde kurz vom Lotsen geprüft und wir durften uns gegen elf Uhr wieder in den Prüfungsraum zur praktischen Prüfung begeben. Gemeinsam mit drei BZFlern ging es nun in den nächsten 50 Minuten um die Praxis des Sprechfunks. Große Überraschungen gab es dabei nicht. Einige Male mussten Entfernungen zu VORs oder Radiale zu diesen gemeldet werden und es gab die eine oder andere konditionelle Freigabe (auch die viel geliebte konditionelle Freigabe zum Aufrollen auf die Piste). Nach Zurücklesen der Landefreigabe und des Erklärens des Missed Approaches, war die Prüfung auch schon beendet. Ergebnis: Theorie mit 100% richtigen Antworten bestanden. Praxis mit dem Prädikat „fast tadellos“. Das AZF wurde, wie beim BZF auch, direkt ausgehändigt.

 

Fazit

Die recht spontane Eingebung, einfach mal das AZF anzugehen, hat sich gelohnt. Besonders froh sind wir darüber, die Prüfung ohne weitere Vorbereitung durch Flugschulen oder ähnliches bestanden zu haben. Allerdings hatten wir auch die Möglichkeit, bei Fragen oder Unklarheiten befreundete Verkehrspiloten zu konsultieren. Wer also vor der AZF-Prüfung keine Berührungspunkte mit dem Sprechfunk im Instrumentenflugbereich hat, dem sei ein AZF-Lehrgang dringend empfohlen. Vom Einhalten der erhaltenen Freigaben mal abgesehen, wird übrigens besonders viel Wert auf korrekte Positionsmeldungen inklusive entsprechender Zeitangaben und das genaue Einhalten der Phraseologie gelegt.

 

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