Die Flugausbildung
Wir verlassen die Kontrollzone Münster-Osnabrück über den Pflichtmeldepunkt Echo und fliegen auf dem Radial 240 des Osnabrück VORs. Nach dem Überflug: Nordkurs nach Instrumenten bei simulierten IMC-Bedingungen. Triebwerksausfall, Fahrtrücknahme auf bestes gleiten, Außenlandefeld suchen und Maschine konfigurieren. Das Triebwerk springt bei 500ft AGL wieder an und wir steigen auf 4000ft Höhe. In einer gezogenen Steilkurve plötzlich: Die akustische "stall warning". Die Maschine versucht über die linke Fläche zu kippen, leicht nachgeben, Vollgas, aufrichten, Fahrt aufnehmen und abfangen. Die Landung findet aus ungewohnter Position mit defekten Klappen statt. Nachdem das Triebwerk mit Maschine an der Parkposition steht, heißt es vom rechten Sitz: „Glückwunsch zum bestandenen PPL-A (JAR-FCL).“
Dies ist der fliegerische Teil des Aircraft and Flight Engineering (AFE) Studiums an der Hochschule Osnabrück. “Praxisbezug“ heißt hier die Devise.
Der Campus
Raus aus dem Cockpit, auf dem Campus angekommen wartet folgendes Programm:
In den ersten beiden Semestern, welche auch die mit Abstand zeitintensivsten darstellen, werden alle Vorlesungen zusammen mit Studierenden anderer Fachrichtungen besucht. Diese Zeit nennt sich dann „Grundstudium“. Es ist sehr allgemein gehalten, zielt auf die Lehre der Mathematik, Physik und Statik und nimmt ca. 48-50 Zeitstunden pro Woche in Anspruch. 40 Zeitstunden verbringt der AFE´ler davon in den Hochschuleinrichtungen. Die restlichen acht bis zehn Stunden fließen in die Vor-und Nachbereitung der Vorlesungen.
Der Flugplatzaufenthalt und Flugstunden nicht einbezogen! Wer also nach wie vor dem Vorurteil „ Studenten haben doch eh massig Zeit und sind faul“ glaubt, der sei an dieser Stelle eines Besseren belehrt.
Die Rahmenbedingungen des Studiums in Osnabrück sind, bezogen auf das AFE-Studium mit sehr gut zu beschreiben. Wer selbst in Sachen Forschung und Fliegerei aktiv sein möchte, stößt hier auf offene Ohren und viele Möglichkeiten. So werden z.B. Praktika im hochschuleigenen Windkanal angeboten.
In der Bibliothek findet man einen ständig wachsenden Fundus ausgewählter Literatur, die keine Wünsche offen lässt. Der fakultätseigene Flugsimulator kann für virtuelle Übungsflüge z.B. für Funknavigationsflügen genutzt werden.
Außerdem werden Messebesuche organisiert, so hat die Hochschule Osnabrück an der Vergangenen ILA in Berlin ein sehr intensives Netzwerk mit anderen Gruppen/Firmen knüpfen können. Darauf aufbauend wurde auch ein gemeinsamer Messeauftritt auf der Air-Magdeburg und AERO realisiert.
Was ist AFE konkret?
Seit nunmehr zehn Jahren ist der rein luftfahrttechnische Studiengang an der Hochschule Osnabrück etabliert. Was mit fünf Studenten im Jahre 2002 begann, steht heute vor der Auswahl aus 150 Bewerbern auf 20 Plätze zum jährlichen Wintersemestereinstieg. Das Studium findet in einem internationalen Rahmen mit den englischen Partneruniversitäten Bristol und Coventry statt.
Nach dem vollendeten vierten Semester heißt es dann Koffer packen und nach England proceeden. Ein Jahr später findet das Studium dann in der Bachelorarbeit im sechsten Semester seinen Abschluss. Jedoch noch nicht den endgültigen. Auch das Masterprogramm wird in Bristol angeboten.
Nach dem Studium
Wie so oft führen mehrere Wege nach Rom, bzw. in das Berufsleben.
Da das AFE Studium sich mit und Flugerprobung, aber auch mit der reinen Fliegerei, welche mit der Privatpilotenlizenz ja bekanntlich noch in den Kinderschuhen steckt, befasst, stehen mehrere Wege gleichermaßen offen. Kurz gesagt, der Weg zum Testpilot ist mit dem Studium geebnet und wird durch fundiertes Fachwissen untermauert. Entsprechende fliegerische Weiterbildung wird von der kooperierenden Flugschule angeboten.
Wer im Studium entscheidet sein erlerntes Gefühl und Erfahrung in einen reinen Konstruktions- und Entwicklungsberuf einfließen zu lassen, dem steht auch dieser Weg offen.
Darüber hinaus ist die Promotion zum PhD (Doctor of Philosophy) möglich.
Last but not least kann sich jeder für eine ATPL-Ausbildung entscheiden und aus dem Studium heraus den frozen ATPL erwerben, um in den Linienflug einzusteigen.
Zugangsvoraussetzungen
Um sich an der HS-Osnabrück im Studiengang AFE erfolgreich zu immatrikulieren, gilt es einen Numerus-Clausus zu erfüllen. Im letzten Wintersemestereinstieg lag dieser bei 2,2.
Ein bestehender Vertrag mit der kooperierenden Flugschule TFF über die Ausbildung zum Privatpiloten ist elementarer Bestandteil der Immatrikulationsprozedur. Aufgrund der PPL-Flugausbildung ist es verbindlich, das Tauglichkeitszeugnis der Klasse 2 vorweisen zu können. Des Weiteren ist ein Motivationsschreiben zu verfassen. Bis zum vierten Semester müssen 22 Wochen Praktikum geleistet werden, zehn davon vor Beginn des Studiums. Dies sind viele Daten und Anforderungen, die Sie aber nicht erschrecken sollen. Es gibt viele Wege des Einstiegs auch mit bereits gesammelter Flugerfahrung und vorhandenen Lizenzen.
Warum AFE ?
Dieser Studiengang bietet die Verbindung von theoretisch angeeignetem Wissen, und der Möglichkeit dieses Wissen dann im Flugzeug umzusetzen und zu erproben. Wer hat schon mal bewusst versucht, eine 172er oder die PA-28 nach Bauvorschrift CS-23 auf dynamisch laterale Stabilität zu prüfen? Oder sich darüber Gedanken gemacht ob die Flächentiefe tatsächlich etwas mit dem induzierten Widerstand zu tun hat?
Antworten darauf findet der Interessierte in diesem Studium.
Ansprechpartner für individuelle Fragen rund um AFE sind:
Steffen Schrader
E-Mail-Adresse:
Fakultät / Organisationseinheit: Ingenieurwissenschaften und Informatik
Beschreibung: Leiter der Technischen Fachschule für Flugzeugführer; Mitarbeiter
Prof. Dr.-Ing. Bernd Hamacher
E-Mail-Adresse:
Fakultät / Organisationseinheit: Ingenieurwissenschaften und Informatik
Beschreibung: Technisches Management
Weitere Informationen: www.hs-osnabrueck.de